Artsenal Artworks
Kunst in Wort und Bild

Kurzgeschichte(n)


Der Weg, die Wahrheit und das Leben


Langsam liefen sie durch den Schnee. Sie sah ihn an und überlegte angestrengt, ob das alles richtig war. Mochte er sie wirklich? Oder war das alles nur hohles Gerede? Hatte sie überhaupt das recht, von ihm geliebt zu werden? War sie es wirklich wert? Oft schon hatte er ihr gesagt, dass er sie liebt. Mit allen ihren Fehlern und Schwächen, allen Ängsten und Zweifeln. "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!", hatte er gesagt. Doch welche Tragweite dieser Satz für sie hatte, konnte sie allenfalls erahnen.

Er war ihr Weg. Doch wie würde das aussehen, wenn sie diesen Weg gehen würde? Welche Hindernisse und Gefahren würden sie erwarten? Sie wusste, sie konnte ihm vertrauen. Aber fühlte sie es auch genug, um sich auf das Risiko zu fallen einlassen zu können?

Und die Wahrheit. Wollte sie die überhaupt wissen? War es nicht viel zu gemütlich im Labyrinth des Zurückgezogenseins? Im liebevoll von ihr eingerichteten Wohnzimmer des sich unverstanden fühlens? Im Regen aus Selbstmitleid? Was würde passieren, wenn sie die Mauern ihres Labyrinthes einreißen, aus dem Wohnzimmer ausziehen würde? Würde er sie dort draußen rechtzeitig finden, bevor sie in der Kälte erfrieren würde? Und was für ein Leben war das, von dem er sprach? Warum warf er alle ihre Pläne über den Haufen?

Plötzlich blieb er stehen und riß sie aus ihren Gedanken. Er drehte sich um und sah sie an. Er sah ihr nicht nur einfach in die Augen. Nein! Er sah ihr tief ins Herz! So tief, dass es weh tat. Sie erschrak fürchterlich und fühlte sich ertappt, als ihr klar wurde, dass er in ihr las, wie in einem offenen Buch, dass er alle ihre Gedanken längst kannte.

Er zog sie zu sich und nahm sie in den Arm, so fest und endgültig, dass es sich im ersten Moment richtig schmerzhaft anfühlte. Doch je länger er sie so hielt, um so klarer wurde für sie die Erkenntnis, dass sie Umarmung und Nähe gar nichts schlimmes war. Im Gegenteil, es war sogar das, was sie sich immer gewünscht hatte. Zulange hatte sie diesen Wunsch unterdrückt, die Hoffnung aufgegeben. Um so stärker brachen nun ihre Gefühle hervor.

Freude und Erleichterung mischten sich in einem wilden Gebrüu mit dem Gefühl von Freiheit und tiefem inneren Frieden. Neu keimte in ihr die Hoffnung, dass sie diesen Weg egehen konnte, die Wahrheit ertragen würde und annehmen konnte; dass sie mit seiner Hilfe dieses Leben leben konnte. Fest kuschelte sie sich an ihn und beschloss, ihm ihr Vertrauen ganz neu zu schenken. Jetzt wollte sie endlich einen Neustart haben und seinen Weg für ihr Leben mit ihm gehen.

20.11.2007
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